Stadtentwicklung (lang)

I. Ziele:

Dachau soll weiterhin eine lebenswerte Stadt mit vielfältigen Möglichkeiten für seine Einwohner bleiben. Als eine der größten Städte innerhalb der Wachstumsregion München soll sich Dachau seine unverwechselbare Eigenständigkeit erhalten. Der zu erwartende weitere Zuzug soll moderat geschehen. Wir wollen, dass NeubürgerInnen ihre neue Heimat nicht nur als Schlafstadt verstehen, sondern zur kulturellen und sozialen Vielfalt beitragen, ihre Erlebniswelt in Dachau haben und – wenn möglich – auch ihre Erwerbsgrundlage. Dies darf nicht zu Lasten der ohnehin stark strapazierten Struktur der Stadt geschehen.[1]

Das Bündnis für Dachau will die weitere Stadtentwicklung so gestalten, dass alle oben genannten Ziele erreicht werden können. Dabei gilt es vorrangig bisherige Mängel zu beheben, die durch die hohe Bevölkerungs- und Verkehrsdichte, entstanden sind. Seit 1996 mahnt das Bündnis für Dachau diese Defizite an. Mehr Grünflächen und mehr Begegnungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum für Jedermann haben Vorrang vor Bebauung und Verkehr (siehe auch: Konzept zu Natur und Umwelt, Bündnis für Dachau, 2013).[2]

Im Folgenden stellen wir unsere Konzepte
  • zur Infrastruktur (siehe II.)
  • zur Wohnsituation (siehe III.)
  • zur Entwicklung neuer Stadtteile (siehe IV.) sowie
  • zu kulturellen Angeboten (siehe: Konzept zur Kultur und Zeitgeschichte) und
  • zu sozialen Fragen (siehe: Konzept zur Sozialpolitik) 
in den Mittelpunkt.


[1] Zum Vergleich: In Dachau leben 1286 Einwohner pro qkm, in Freising, das etwa gleich groß ist zu Dachau nur 511 (Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik – Volkszählung und Bevölkerungsfortschreibung: Gemeinden, Bevölkerung (Volkszählungen und aktuell) vom 5. Juli 2013)
[2] siehe auch: Konzept zu Natur und Umwelt, Bündnis für Dachau, 2013


II. Infrastruktur:

Unter Infrastruktur verstehen wir nicht nur Erschließung, wie Straßen und Kanalisation etc., sondern alle Einrichtungen, die zum Gemeinwohl gehören, wie zum Beispiel Kinderbetreuung, Schulen, Senioreneinrichtungen, Bürgerbüros und Schwimmbäder bis hin zu Park- und Sportanlagen sowie Friedhöfe. All diese kommunalen Einrichtungen müssen zunächst erhalten und – bedingt durch den weiter anhaltenden Zuzug – dringend ausgebaut werden. [1]

Die weitere Ausweisung von Bauland erzeugt zusätzlichen Bedarf an Infrastruktur, der bezahlt werden muss.
In diesem Zusammenhang ist die „Flächensicht“ der wichtigste Ausgangspunkt, also die Frage, welcher Anteil an neu ausgewiesenem bzw. erworbenem Bauland tatsächlich als bebaubare Fläche (für Häuser etc.) gelten kann. Bisher mussten bei Neuausweisungen nur der Anteil an Straßen und Gehwegen inklusive Grünzug vom Bruttobauland abgezogen werden.

Das Bündnis für Dachau fordert eine Einbeziehung aller Infrastrukturmaßnahmen. Erst wenn die Flächen für alle kommunalen Infrastruktureinrichtungen anteilig abgezogen und damit die Folgekosten anteilig den Profiteuren der Baumaßnahmen angerechnet sind, bleibt die Fläche übrig, die bebaut werden darf.

Bisher wurden diese Folgekosten vom Dachauer Steuerzahler getragen. Wir wollen das beenden.



[1] Prognosen für Dachau gehen von ca. 53.000 Einwohnern im Jahr 2025. (Quelle: Stadt Dachau in Zusammenarbeit mit dem Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München und dem Büro für räumliche Entwicklung, 2010)

• Bei der Ausweisung von Bauland müssen die Profiteure für die Folgekosten aufkommen. Wie in München werden Grünflächen, ÖPNV und soziale Einrichtungen den Verursachern berechnet.
• Der bessere Weg diese Folgekosten zu finanzieren: Die Stadt weist zukünftig Bauland nur auf eigenen Flächen aus. Auf diese Weise können die Kosten für soziale Einrichtungen bereits in der Planung berücksichtigt und bei der Veräußerung von Grundstücken in Ansatz gebracht werden. Zudem können auch betrügerische Machenschaften von Bauträgern vermieden werden.

Außerdem gibt es in Dachau die Richtlinie zur sozialgerechten Bodennutzung.[1] Diese kam aber in den entscheidenden Punkten (4) „Folgekosten“, (5) „Verpflichtung, öffentlich geförderte Wohnungen zu errichten“ sowie (6) „Abtretung von 20 % des Nettobaulandes zum Schätzwert bei gewerblichen Flächen“ in Dachau nie zur Anwendung. Das Bündnis für Dachau möchte keine Politik der Gewinnabschöpfung betreiben. Vielmehr sollen die Folgekosten aus der städtebaulichen Entwicklung den Verursachern anteilig und gerecht zugewiesen werden.

Alle oben aufgeführten Fälle betreffen nur die Neuausweisung größerer Baugebiete, geringfügige Erweiterungen im Bestand sind davon nicht betroffen.   



[1] www.dachau.de/uploads/Sozialgerechte_Bodennutzung_04.pdf:
„ (...) 4. Die Folgekosten in einer Pauschalhöhe von 51,13 €/ m2 Geschossfläche ab einer Geschossfläche von 5.000 m2 für den Wohnungsbau zu übernehmen. Soweit die Geschossfläche unter 5.000 m2 liegt, wird im Einzelfall geprüft und entschieden, ob Folgekosten zu übernehmen sind.
5. Die Verpflichtung, öffentlich geförderte Wohnungen zu errichten, soweit das Gebiet
wegen seiner Größe und Eignung hierzu angemessen erscheint. Diese Pflicht kann auch wertgleich in Baulandabtretung abgegolten werden.
6. Bei gewerblichen Flächen mindestens 20 Prozent des Nettobaulandes zum Schätzwert nach der bestehenden Nutzung abzutreten. (...)“

III. Wohnen in Dachau:

Bezahlbarer Wohnraum wird in Dachau immer seltener. Um ein ausreichendes Angebot an Wohnungen zu schaffen werden folgende Maßnahmen ergriffen: 

·         30 % der Baulandausweisungen sollen für geförderten Wohnungsbau (Sozialwohnungen) zur Verfügung stehen wie z. B. in München,
·         der Bestand an Sozialwohnungen soll mindestens konstant gehalten werden. Da Sozialwohnungen nach 25 Jahren aus der Sozialbindung fallen, müssen in gleichem Maße, bzw. vermehrt, neue Sozialwohnungen geschaffen werden.
·         die Stadtbau Dachau konzentriert sich auf sozialen Mietwohnungsbau,
·         generationenübergreifende Wohnprojekte sollen angestoßen,
·         genossenschaftlicher Wohnungsbau wiederbelebt werden.


IV. Stadtteilentwicklungen an Beispielen

Beispiel ehemaliges MD-Gelände

Die Sanierung des teilweise kontaminierten MD-Geländes ist unverzüglich einzuleiten, wie seit April 2013 vom Gesetz  ( § 179 Abs. 4 BauGB) vorgesehen und muss von den Eigentümern bedingungslos bezahlt werden. Das Bündnis für Dachau ist für die Ausweisung von Mischgebieten auf dem ehemaligen MD-Gelände. So können Handwerks- und kleinere Industriebetriebe wieder näher an der Innenstadt angesiedelt und zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden, die gleichzeitig die Stadt mit Leben füllen. Hervorragende Arbeit hierzu hat bereits die integrative Stadtentwicklung geleistet.[1]

Das vorhandene MD-Sportgelände an der Rosenstraße bietet den idealen Platz für einen Stadtteil-Treff, wie von uns im Konzept zur Sozialpolitik gefordert. Der Ammer-Amper-Radweg kann auf dieser Seite barrierefrei fortgeführt werden.

Zwischennutzung: 

Da eine Neugestaltung des ehemaligen MD-Geländes in den nächsten Jahren nicht zu erwarten ist, treten wir für eine Zwischennutzung ein. Dabei soll das Gelände sowohl für kulturelle, als auch kommerzielle Nutzungen offen stehen. Außerdem können Teile davon für einen Campingplatz (ehemaliges Holzlager) und öffentliche Begegnungs- bzw. Grünflächen genutzt werden.

Beispiel Augustenfeld

Der vorhandene Entwurf für das Stammgelände des TSV 1865 weist eine zu dichte Bebauung sowie zu wenig Straßen auf und muss komplett neu geplant werden. Gewinnmaximierung für Investoren kann nicht der Maßstab für sinnvolle Siedlungsentwicklung sein. Der Sinn der Verlagerung des TSV ist in Frage zu stellen,  wenn nicht mehr Kapazität zur Verfügung stehen wird und darüber hinaus das Verkehrschaos absehbar ist.

Sollte die hier vorgesehen Verdichtung umgesetzt werden droht ein Verkehrskollaps, da zwar Wohnungen im Übermaß gebaut werden dürfen, aber zu wenig Infrastrukturkosten den verantwortlichen Bauträgern in Rechnung gestellt werden. Das Bündnis für Dachau ist für die Umsetzung des Grünzuges durch Augustenfeld, um die Lebensqualität zu sichern.[1]

V. Schlussbemerkung

Bei allen Überlegungen zur Stadtplanung und Bebauung darf nicht vergessen werden, dass das Gemeinwohl und ein Wirtschaften nach den Grundsätzen sozialen Handelns im Vordergrund stehen. Dabei kann weder Gewinnmaximierung noch technische Machbarkeit die Maxime darstellen. Der Stadtrat und seine Behörden dienen den Interessen aller Bevölkerungsschichten und nicht dem Gewinnstreben Einzelner. Eine Stadt besteht zuerst aus Menschen mit ihren Bedürfnissen und sozialen Möglichkeiten und erst in zweiter Linie aus Stein und Beton.

Dachau im November 2013



[1] siehe www.dachau.de/uploads/2011-03-25_DAH_Aktionsplan_FINAL_02.pdf

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